zur Info der Elternbrief der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ)
Liebe Eltern, liebe Familien!
Wie Ihnen bekannt ist, wurde unlängst ein COVID-19-Impfstoff auch für Personen unter 16 Jahren zugelassen. Das Österreichische Nationale Impfgremium (NIG) hat am 28.05.2021 eine Impfempfehlung auch für Kinder und Jugendliche von 12 bis 15 Jahren ausgesprochen.
Die Österreichische Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) hat sich dieser Empfehlung nach reiflicher Überlegung und Sichtung der bisher vorliegenden Daten und wissenschaftlichen Literatur angeschlossen. Somit ist aus unserer Sicht die Impfung auch für 12- bis 15-Jährige zu empfehlen.
Im Sinne seriöser und transparenter Information möchten wir aber auch zur Kenntnis bringen, dass die Deutsche Ständige Impfkommission (STIKO) eine solche generelle Impfempfehlung bisher nicht ausgesprochen hat und die Impfempfehlung vorerst auf bestimmte Risikogruppen beschränkt. Zahlreiche andere Länder wie z.B. Frankreich, Italien, USA, Kanada und Israel haben aber wie wir
eine allgemeine Impfempfehlung für alle Personen ab 12 Jahren ausgesprochen.
Wir verstehen gut, dass derartige unterschiedliche Empfehlungen Eltern und Familien verunsichern können und möchten daher unsere eigene Empfehlung folgendermaßen begründen.
Auch wenn Kinder und Jugendliche wesentlich seltener schwer an COVID-19 erkranken als Erwachsene, kommen auch in dieser Altersgruppe schwere Verläufe vor. Bis Mai 2021 sind etwa 150 Kinder und Jugendliche schwer an COVID-19 erkrankt (viele davon infolge
überschießender Immunreaktion bzw. mit Behandlung an einer Intensivstation) und über 500 mussten wegen dieser Infektion in Spitälern aufgenommen werden. Fünf Patient*innen (mit allerdings schweren Vorerkrankungen) sind an dieser Infektion verstorben. Eine Impfung kann mit hoher Wahrscheinlichkeit Ihr Kind vor einem schweren Verlauf und einem notwendigen Spitalsaufenthalt schützen. Dieser „Individualschutz“ ist aus unserer Sicht das wichtigste Argument für eine Impfung – aus derzeitiger Sicht überwiegt der Nutzen ein mögliches Nebenwirkungsrisiko sehr deutlich.
Die Impfung auch von Kindern und Jugendlichen kann zum sogenannten „Gemeinschaftsschutz“ (früher als „Herdenschutz“ bezeichnet) beitragen. Wären Kinder und Jugendliche als einzige Altersgruppe nicht geimpft, würde eine „Rückkehr“ von COVID-19 im Herbst/Winter 2021/22 vor allem diese Altersgruppe betreffen. Großflächige Schließungen von Kindergärten, Schulen und anderen Kindereinrichtungen wären dann sehr wahrscheinlich. Die Impfung von Kindern und Jugendlichen dient somit auch dem Erhalt eines weitgehend normalen sozialen Lebens (auch) für Kinder und Jugendliche. Letzteres ist lt. WHO essenzieller Bestandteil von Gesundheit.
Nach derzeitiger Datenlage muss zwar mit Impfreaktionen wie Fieber, Muskelschmerzen und dgl. gerechnet werden, schwere durch die Impfung bedingte Nebenwirkungen sind jedoch sehr selten. In der Zulassungsstudie von BioNTech/Pfizer wurde keine einzige schwere
Nebenwirkung beobachtet. Mittlerweile wurden einige Millionen Impfdosen an 12- bis 15-Jährige ohne Häufung von schweren Folgen verabreicht. Es muss festgehalten werden, dass zeitnah zur Impfung vereinzelt Fälle von leichter Herzmuskelentzündung (Myokarditis) beobachtet wurden. Der tatsächliche Zusammenhang mit der Impfung wird derzeit überprüft, die Erkrankungen sind aber durchwegs milde verlaufen.
Zusammenfassend möchten wir daher nochmals eine Impfempfehlung aussprechen, Sie aber keinesfalls zur Impfung drängen.
Als Kinder- und Jugendärzt*innen ist es uns besonders wichtig, dass Ihre Bedenken als Eltern und Familien ernst genommen werden und Sie auch Gelegenheit bekommen, diese mit gut informiertem medizinischem Fachpersonal zu besprechen.